Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel

Zwei wichtige Aussagen von Hermann Hesse in dessen Buch "Das Glasperlenspiel" haben meine gesamte Arbeit und meinen Blick auf die Welt geprägt. Wohin uns das Denken und Lernen führt und wie wir dieses nutzen sollten beschreibt er, wenn er in der Ich-Form erzählen lässt, "[...] dass in der Sprache oder doch mindestens im Geist des Glasperlenspiels tatsächlich alles allbedeutend sei, dass jedes Symbol und jede Kombination von Symbolen nicht hierhin oder dorthin, nicht zu einzelnen Beispielen, Experimenten und Beweisen führe, sondern ins Zentrum, ins Geheimnis und Innerste der Welt, in das Urwissen. Jeder Übergang von Dur zu Moll in einer Sonate, jede Wandlung eines Mythos oder eines Kultes, jede klassische, künstlerische Formulierung sei [...] bei echter meditativer Betrachtung, nichts anderes als ein unmittelbarer Weg ins Innere des Weltgeheimnisses, wo im Hin und Wider zwischen Ein- und Ausatmen, zwischen Himmel und Erde, zwischen Yin und Yang sich ewig das Heilige vollzieht. [...] Wir sollen nicht aus der Vita activa in die Vita contemplativa fliehen, noch umgekehrt, sondern zwischen beiden wechselnd unterwegs sein, in beiden zu Hause sein, an beiden teilhaben.

 

Am Beispiel der Arbeit "What counts" wird dies sichtbar, indem ich schriftliche Sprache auf einer Leinwand aufgeteilt und durch Verwendung zweier Farben markiert habe, sowie durch Umsetzung in haptischer Schwarzschrift und Blindenschrift unterschiedlich erlebbar, aber doch mit gleichem Inhalt dargestellt habe. Der Quertext, der durch die geistige Leistung jener Menschen entsteht, die ihn entziffern, lautet "The decision that counts is yours", also auf Deutsch "Die Entscheidung, die zählt ist deine". Dieser Quertext ist über die Leinwände hinweg verteilt und das Wichtigste in der Aussage, nämlich das Wort "yours" kann nur ergänzt werden, wenn man die Buchstabeninstallation ebenfalls mit einbezieht und deren rote Buchstaben zu den roten Worten auf den Leinwänden hinzunimmt. Diese Verbindung zweier Medienträger, zweier Schriftsysteme und die Verbindung des Inhaltes mehrerer Texte zu einer gemeinsamen Aussage, sowie die Verbindung der Textfragmente zu einem neuen Text soll widerspiegeln, dass nur die eigenen Entscheidungen, die aus dem eigenen Erleben und Verbinden entstehen, für ein Individuum verinnerlicht werden können. Die Buchstabeninstallation besteht aus einer Aufzählung von Werten, was wiederum sagen will, dass nur unter Einbeziehung gewisser Werte, die jemand vertritt, die Entscheidung als eine "eigene" wahrgenommen werden kann. Natürlich kann und soll immer hinterfragt werden, wie vollständig, wie wahr eine solche künstlerische Aussage sein kann. Das muss jeder und jede für sich selbst lesen, sehen, verbinden und fühlen.

 

crackthefiresister