Mathematische Begriffe werden mithilfe einer Reihe von oft sehr einfachen Festlegungen, die man Axiome nennt, definiert - so zum Beispiel die Zahl Null. Sie ist also eine reine Hypothese. Für mich liegt darin die Faszination der Mathematik. Meinen Zeichenprozess vergleiche ich mit dem Weg des Problemlösens über mathematische Gleichungen. In beiden Fällen handelt es sich um eine sehr offene Vorgangsweise. In Analogie zum Wahrheitsgehalt schöner Formeln in der Mathematik geht es auch in meiner Kunst um das

Setzen richtiger Parameter, um ein ästhetisches Moment zu evozieren. Dabei spielt die Zeit der Wissensaneignung für mich eine große Rolle, ohne der eine spontane Linie nicht möglich wäre. Diese kommt vom Kopf über das Herz zur Hand und wird erstmals zum Punkt, geht weiter, und wenn meine Hand mit dem Stift vom Papier weggeht, setzt sich die Linie in Gedanken fort.

 

Barbara Höller

Interview: Gabriele Baumgartner und Julia Dorninger, Juli 2018


Meine künstlerische Arbeit dreht sich um das Potential von Dokumentation, Information, Rezeption und Diskurs. Der Gehalt von Information hängt immer davon ab, wer diese in welchem kulturellen Kontext austauscht. Eine objektive Dokumentation gibt es ebenso wenig wie eine neutrale Rezeption. Entscheidend für letztere ist, wie man gelernt hat, bestimmte Kodierungen zu entschlüsseln und Informationsinhalte zu lesen. Dabei ermöglicht die Einbindung in eine konkrete Diskurssituation, der Information ein klares, semantisches Ergebnis zu geben; ändert sich die Diskurssituation, ändert sich auch der Gehalt der Information. Den Ausgangspunkt für die Serie P.A. bilden unterschiedliche Darstellungen von Natur sowie naturwissenschaftliche Illustrationen und Schemata. Diese Bilder erheben alle den Anspruch, eine Form von Realität abzubilden und zeigen gerade dadurch deren Relativität und Arbitrarität auf. P.A. stellt Fragen nach der Faktizität von Naturabbildung sowie nach tendenziöser Wissensspeicherung.

 

Anna Reisenbichler, 2018


Die Natur übte schon immer eine große Anziehungskraft auf mich aus. Als Künstlerin versuche ich, der Thematik eine zusätzliche Dimension zu geben. Die Arbeit, die ich als Wissenschaftlerin im Labor machte, war für mich rückblickend auch eine künstlerische. Ich habe damals neue Substanzen entwickelt, mir überlegt, wie deren Molekülstrukturen ausschauen könnten. Die visuellen Ergebnisse aus den von mir durchgeführten chemischen Prozessen waren jedes Mal unglaublich spannend. Heute habe ich die gleichen Gefühle, wenn ich eine Grafik fertiggestellt habe. Während meiner Forschungstätigkeit habe ich versucht, den Raum zwischen den Molekülen zu verstehen. Diese Zwischenräume sehe ich auch in meinen Zeichnungen- es sind Spannungsfelder, die ein Bild unbedingt benötigt. Erst durch die Leerräume gewinnt die Arbeit an Dichte und Tiefe.

 

Denise Schellmann

Interview: Julia Dorninger und Katharina Tentschert, März 2018